Die Summer Stage 2021 ist abgesagt!

Liebe Freunde, Kulturliebhaber und Konzertgänger,

die folgenden Zeilen fallen uns nicht leicht, weil sie einen traurigen Schlusspunkt hinter sechs Monate Planungen setzen, in denen wir alles versucht haben, euch als Publikum und der freien Kölner Kulturszene als Spielort eine Heimat für den zweiten Pandemiesommer zu schaffen.

Die Summer Stage wird in diesem Jahr leider nicht entstehen. Mit ihr fällt das At The B-Sites Festival sowie die Möglichkeit, im Rahmen eines NRW-Modellprojekts weitere Erkenntnisse zu pandemiegerechten Veranstaltungen zu sammeln, aus.

Die Frage nach dem Warum ist so einfach wie schmerzlich: Die Summer Stage kann nicht rechtzeitig genehmigt werden, weil wir leider ein sehr kompliziertes und langwieriges Genehmigungsverfahren durchlaufen mussten. Seit Monaten vertrösten wir Künstler*innen, Dienstleistende und Agenturen, weil wir erst mit einer Genehmigung die Sicherheit haben, Verträge unterzeichnen zu können und Zusagen zu machen. Trotzdem waren wir immer zuversichtlich, dass nicht sein kann was nicht sein darf: dass eine Bühne auf einem der am besten erschlossenen Open-Air-Gelände Kölns trotz des Verzichts auf laute Beschallung und  bei gleicher Ausrichtung wie im Vorjahr so schwer zu genehmigen ist, dass wir am Ende daran scheitern. Doch es ist passiert.

Zeitgleich lesen wir Presseberichte von „Hotspots“, die durch Hundertschaften geräumt werden. Bei uns war letztes Jahr kein einziger Polizist oder Ordnungsamt-Mitarbeiter von Nöten, es gab keine Beschwerde wegen Lautstärke, kein Müllproblem. Wir hatten keine Anfrage des Gesundheitsamts wegen eines Infektionsfalls. Wäre es so gewesen, hätten wir alle Daten zur Nachverfolgung sofort zur Verfügung stellen können.

Jede kontrollierte und von fähigen Veranstaltern konzipierte Fläche ist sicherer und gesellschaftlich verträglicher als das, was ohne sie passiert! Wie sinnvoll ist es, bis zum letzten Paragraphen auf Recht und Ordnung zu pochen, wenn Veranstalter wie wir offiziell nach sicheren und deeskalierenden Lösungen fragen und damit sogar einer im Koalitionsvertrag des Rats festgeschriebenen Agenda folgen? Wie sinnvoll ist es, wenn deswegen unser Publikum mangels Alternativen auf illegale Flächen ausweicht? Wie viele Hundertschaften verträgt eigentlich eine Stadtgesellschaft und wollen wir das wirklich herausfinden?

Ganz ausdrücklich wollen wir uns hier von Gewalt gegen die Einsatzkräfte distanzieren. Flaschen werfen ändert nichts an Corona-Beschränkungen und wir kämpfen ja noch immer nicht gegen die Beschränkungen, sondern gegen die Pandemie selbst. Das zugrundeliegende Konfliktpotential vor allem für junge Menschen entsteht aber zu einem wesentlichen Teil durch fehlende regulierte Flächen, von denen wir eine hätten sein können.

Wir drücken nun von ganzem Herzen die Daumen für unsere Freunde von den Bühnen an der Südbrücke und der WESTSPITZE. Köln braucht beide Projekte schnell und unbürokratisch. Und eigentlich noch 10 Flächen mehr. Wir hingegen sind frustriert und erschöpft davon, dass unsere guten Absichten und Lösungsangebote nicht ausgereicht haben.

Trotzdem ein Appell: Egal, wo noch Spielstätten entstehen – kauft euch Tickets, nutzt die Gastronomie, erzählt euren Freunden davon. Wer es schafft, euch ein solches Angebot zu machen, hat sich in jedem Fall einige schlaflose Nächte dafür gemacht und verdient euren Support. Ihr trefft uns in der ersten Reihe!

Bleibt gesund und haltet die Ohren steif. Danke an die Klubkomm für den Support sowie an alle Unterstützer aus Politik und Gesellschaft. Wir sehen uns!

Euer Team der Summer Stage und von At The B-Sites